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Buße als Grundhaltung

Buße ist die einzig angemessene Grundhaltung des Christen. So schreibt der Kirchenvater Augustinus († 430) in einer Predigt über die rechte Haltung vor Gott:

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„Ich erkenne meine bösen Taten“, sagt David, und da ich sie erkenne, „tilge all meine Frevel“. Wir wagen ganz und gar nicht, zu behaupten, dass wir ohne Sünde sind und ein gutes Leben führen; denn lobenswert an unserem Leben ist nur die Bitte um Vergebung. Menschen aber, die keine Hoffnung haben, beachten nicht ihre eigene Sünde, umso mehr jedoch die Sünde der andern. Sie sind nicht auf der Suche nach dem, was sie bessern, sondern nach dem, was sie zerreißen können. Weil sie sich nicht entschuldigen können, sind sie darauf aus, andere zu beschuldigen. Nicht so David: er hat uns ein Beispiel gegeben, wie wir beten und Gott genugtun sollen, da er sagt: „Ich erkenne meine bösen Taten, meine Sünde steht mir immer vor Augen.“ Er blickte nicht auf die Sünden der andern. Er lud sich vor sein eigenes Gericht, schmeichelte sich nicht, sondern drang in sich ein und stieg in sich hinab. Er schonte sich nicht, und darum war sein Gebet um Schonung nicht unverschämt.

Willst du mit Gott versöhnt werden? Erkenne, was du mit dir machen musst, damit Gott sich mit dir versöhnt! Gib acht, in demselben Psalm heißt es: „Hättest du Schlachtopfer gewollt, hätte ich sie dir gegeben. An Brandopfern hast du kein Gefallen.“ Wirst du also ohne Opfer dastehen? Wirst du nichts darzubringen haben? Keine Gabe haben, die Gott versöhnen könnte? Was hast du gesagt? „Hättest du Schlachtopfer gewollt, hätte ich sie dir gegeben; an Brandopfern hast du kein Gefallen.“ Lies weiter, höre und sprich: „Das Opfer, das Gott gefällt, ist ein zerknirschter Geist, ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verschmähen.“ Du musst verwerfen, was du opfern wolltest, und hast nun gefunden, was du opfern kannst. Du wolltest wie deine Väter Tiere opfern, die man Schlachtopfer nennt. „Hättest du Schlachtopfer gewollt, hätte ich sie dir gegeben! Diese verlangst du also nicht, doch ein Opfer verlangst du.

Er sagt: „An Brandopfern hast du kein gefallen.“ Wenn du also kein Gefallen an Brandopfern hast, wird dir dann kein Opfer dargebracht? Nein, „das Opfer, das Gott gefällt, ist ein zerknirschter Geist, ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verschmähen“. Hier hast du etwas, was du opfern kannst. Schau dich nicht nach einer Herde um. Rüste keine Schiffe aus, um durch ferne Provinzen zu reisen und von dort Spezereien zu holen. Such in deinem Herzen, was Gott gefallen kann. Das Herz muss zerknirscht sein. Warum fürchtest du, es könnte in der Zerknirschung umkommen? Du hast doch das Wort: „Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz.“ Das unreine Herz muss zerknirscht werden, damit das reine geschaffen wird.

Wenn wir sündigen, müssen wir uns selbst missfallen, weil die Sünden Gott missfallen. Und weil wir nicht ohne Sünde sind, müssen wir Gott wenigstens darin ähnlich sein, dass uns dasselbe missfällt wie ihm. Irgendwie bist du mit dem Willen Gottes verbunden, wenn dir an dir missfällt, was auch dein Schöpfer hasst.

Quelle: Sermo (habitus in basilica restituta die munerum) 19, 2. 3. 4: CCL 41, 252f. 254

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