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Entwicklung des kappadozischen Mönchtums unter Basilius dem Großen

Der Ursprung des Mönchtums liegt in der Wüste und der Erfahrung von Einsamkeit und Stille, aber auch in der Frage nach dem Sinn unseres Daseins und der Bedeutung des Todes. Bedeutende biblische Vorbilder für den Rückzug in die Wüste sind der Prophet Elija (1Kön 19,1-13), Johannes der Täufer (Mt 3,1-4), der ein engelgleiches Leben führte und deswegen in der Ikonographie oft mit Flügeln dargestellt wird, und Jesus, der die Wüste als Ort der Gottsuche heiligte und in der Wüste die menschlichen Grundversuchungen Habsucht, Machtsucht und Ehrsucht überwand (Mt 4,1-11). In den ersten dreihundert Jahren nach der Auferstehung Christi, der Zeit blutiger Christenverfolgungen, war die Wüste für viele Christen der letzte Zufluchtsort.

 

Der menschenleere Raum bot durch seine Weite und Lebensfeindlichkeit Schutz vor der Wut des Heidentums und des Arianismus. Der heilige Bischof Basilius der Große († 379) bringt in seiner Anaphora ausdrücklich die Situation der Geflüchteten vor Gott: „Gedenke, Herr, derer, die in den Höhlen und auf den Bergen, in den Höhlen und Erdschluchten hausen […] Du selber, Herr, sammle die Zerstreuten; die im Irrtum verharren, führe wieder zurück und vereinige sie mit Deiner katholischen und apostolischen Kirche […] Gedenke, o Gott, auch all derer, die vor Gericht stehen und in Metallbergwerken, in Verbannung und entwürdigender Knechtschaft sind, und all derer gedenke, die Deiner großen Barmherzigkeit bedürfen, derer die uns hassen und die uns lieben […] Beende den Streit unter Deinen Kirchen, dämpfe den Übermut der Heiden und gebiete alsbald Einhalt dem Aufruhr der Häresien, durch die Kraft Deines Heiligen Geistes.“

 

Basilius wurde 330 in einer wohlhabenden und einflussreichen Familie in Cäsarea/Kappadozien geboren. Mit 26 Jahren entschloss sich Basilius, seine vielversprechende Laufbahn als Rhetor zu beenden, um Mönch zu werden. Nach seiner Taufe begab er sich auf Pilgerfahrt und besuchte in Palästina, Syrien, Ägypten und Mesopotamien die bedeutenden Mönchsväter seiner Zeit. Zu ihnen zählte der heilige Antonius der Große, der als einer der Pioniere der Anachorese aus Liebe zu Christus in der ägyptischen Wüste das unblutige Martyrium suchte. Nach seiner Rückkehr ließ sich Basilius in Neacäsaria nieder und lebte unter Entbehrungen in der Einsamkeit. Im Jahre 358 begann er mit Unterstützung durch Gregor von Nazianz, seine Mönchsregel zu verfassen, die später die Regel des heiligen Benedikt beeinflussen sollte. Das Leben des heiligen Basilius war geprägt von Sorgen, Bedrängnissen und Enttäuschungen.

 

Was die Auseinandersetzung mit dem Arianismus betrifft, geben seine Briefe in den Westen beredtes Zeugnis: „Nennen wir es ruhig, was der Gipfel unserer Not ist: Die Menschen verlassen ihre Gotteshäuser. Sie treffen sich wieder in der Wüste. Alles ein großes Trauerspiel: Frauen, Kinder, Greise, alle, die irgendwie schwach und hilflos sind, setzen sich dem peitschenden Regen, dem Schnee, dem Wind und dem klirrenden Winterfrost aus sowie der sengenden Glut der Sommersonne; alles das erdulden sie, weil sie den verderbenbringenden Sauerteig des Arius meiden“ (Epist. 90,2). Basilius blieb als Bischof von Kappadozien ein großer Beter und war im Innersten mehr ein Mensch der geistlichen Sammlung als ein politischer Streiter.

 

Als Bischof galt eine seiner Hauptsorgen der Wiederbelebung der Beziehungen zwischen der Ost- und der Westkirche. Bischöfe wie Basilius, die Kämpfe, Leiden und Ängste bestehen mussten, prägten und entfalteten das Bischofsamt und machten es zu einem sichtbaren Zeichen der Christusliebe und der selbstvergessenen Opferbereitschaft um Christi willen. Mit Hilfe der Spiritualität des Mönchtums begründeten sie die christliche Kultur, die nur ein Ziel kennt:

Dem zu folgen, der „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6) ist

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