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Betreten einer byzantinischen Kirche und die Verehrung der Ikonen

Bevor man in die Kirche eintritt, bleibt man einen Augenblick vor dem Portal
stehen, sammelt sich und bekreuzigt sich.

 

Dies dient dazu, sich bewusst zu
machen, dass man nun die Welt mit ihren Nöten, Sorgen und Anforderungen
hinter sich lässt, um im Haus Gottes vor den König der Herrlichkeit zu treten.
Die Kirche ist sozusagen die sichtbare Erscheinung der himmlischen Stadt
Jerusalem, erleuchtet von der „schechina“, der Herrlichkeit Gottes „und ihre
Leuchte ist das Lamm“ (Offb 21,23b).

 

Hat man die Kirche betreten, begrüßt
und verehrt man Christus und die allreine Jungfrau und Gottesgebärerin
Maria,

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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sowie die „Bürger“ des himmlischen Jerusalem, die Freunde Gottes,
die Heiligen, indem man sich vor ihren Ikonen bekreuzigt, verneigt und

 

 

 

 

 

 

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die Ikonen küsst,

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vor den Ikonen Kerzen entzündet und still betet.
Während der Liturgie werden Ikonen immer wieder inzensiert
(beweihräuchert) oder in Prozessionen umhergetragen, womit die körperliche
Gegenwart der auf den Ikonen dargestellten Heiligen bezeugt wird. Für den
orthodoxen Christen überschneiden sich in der Ikone Himmel und Erde: In
den verwendeten irdischen Farben wird der dargestellte Heilige wahrhaft
gegenwärtig. Dabei wird zwischen der Anbetung, die nur Gott gebührt, und
der Bildverehrung genau unterschieden.


Orthodoxe Christen üben die Ikonenverehrung nicht nur in der Kirche aus,
sondern auch bei sich zu Hause, wo es eine heilige Ecke mit geschmückten
Ikonen gibt. In der katholischen Tradition war dies der Herrgottswinkel, der
mit einem Kreuz und einem Rosenkranz, sowie mit einem Herz-Jesu- und
einem Herz-Marien-Bild geschmückt war.


Dass das Bilderverbot der Thora für Christen nur noch teilweise gilt,
begründete der heilige Kirchenvater Johannes von Damaskus, dessen Ikone
sich in der Krypta links unter dem Fenster befindet: „In alter Zeit wurde Gott,
der keinen Körper und keine Gestalt besitzt, bildlich überhaupt nicht dargestellt.
Jetzt aber, da Gott im Fleisch sichtbar wurde und mit den Menschen umging,
kann ich das an Gott sichtbare Bild darstellen.

 

Ich bete nicht die Materie an,

sondern ich bete den Schöpfer der Materie an, der um meinetwillen selbst
Materie wurde. 
Und ich werde nicht aufhören die Materie zu verehren, durch
die meine Rettung bewirkt ist. (PG XCIV, 1245 ).

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