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Loblied auf den Abendmahlssaal

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Loblied auf den Abendmahlssaal von Ephräm der Syrer († 373); aus dem Buch „Lobgesang aus der Wüste“

 

Selig bist du, o Raum! Denn in dir war die Waage der Wahrheit aufgerichtet für beide Seiten. Zwei Pascha waren da und zwei Lämmer, und zwei Völker, zwei Gesetze. Das Volk glich seinem Pascha: ein vergängliches Lamm; und wie die Zeit des Lammes, verging und schwand das Volk. Die Erlösung der Völker ist die Wahrheit, die nicht schwindet; denn es ist das Lamm, das nicht vergeht.

 

Selig bist du, o Raum! Denn zwei Jünger wurden ausgesandt, und sie kamen und bezeichneten dich für sein Abendmahl. Verachtet wurden der Tempel, den Salomo baute, und der Palast des Herodes. Reinheit wählte er, und in dir sah er sie. Keuschheit wählte er, und in dir fand er sie. Die Serafim erschauderten, da sie den Sohn sahen, wie er das Linnenkleid um seine Hüfte legte und die Füße im Becken wusch, auch den Schmutz des Diebes, der ihn verriet.

 

Unser Herr reinigte den Körper der Brüder im Becken, das ein Symbol der Eintracht ist. Symbolisch wurde auch das Glied abgetrennt, das sich selber abschnitt, sich selber preisgab. Im Schoß des Taufwassers hat Christus uns auf neue Weise zusammengefügt. Seien wir nicht getrennte Glieder, die gegen sich selber disputieren, ohne zu merken, dass sie mit ihrer Liebe streiten!

 

Selig, o Raum, dessen Kleinheit gegen die ganze Schöpfung gestellt ist! Was in dir geschah, die ganze Schöpfung ist davon voll, sie ist zu klein dafür. Selig deine Wohnung, in der gebrochen wurde jenes Brot aus der gesegneten Garbe. In dir wurde gekeltert die Traube aus Maria, der Kelch des Heils.

 

Selig, o Raum! Denn kein Mensch sah und wird sehen, was du gesehen hast: unser Herr zum wahren Altar geworden, Priester und Brot und Kelch des Heils, er für sich allein all das umfassend! Dass einer ihn voll erfasse, ist unmöglich. Altar und Lamm, Opfer und Opferpriester, Priester und Opferspeise.

 

Selig, o Raum! Denn niemals wurde aufgestellt unter Königen ein Tisch wie der deine, auch nicht im Zelt des Allerheiligsten, wo die Schaubrote aufgestellt waren. In dir wurde zuerst gebrochen jenes Brot: denn du wurdest zu seiner Kirche. Erstling der Altäre, der es wurde durch sein Opfer, in dir erschien er zuerst.

 

In dir, o Raum, ist auch abgebildet die Trennung, jene neue, die kommen wird. Es ging nämlich weg in die Nacht hinaus der Sohn der Finsternis, und er legte das ihm verwandte Kleid des Dunkels an. Im Gericht werden seine Verwandten, die Böcke, getrennt von den Lämmern des Lichts.

 

Hymnus(de Cruzifixione) 3,3-14; Lobgesang aus der Wüste, Hg. Beck (Freiburg 1967) 52ff.

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